Ein Wald voller Magie und Abenteuer
Ich stelle meinen Fantasy-Roman vor und spreche über die Inspiration und Entstehung dahinter.
Hallo Welt,
heute gibt’s was zu feiern:
Ich habe das Manuskript meines (Debüt-)Romans Der Wald der Padan fertiggestellt 🥳
Ich weiß gar nicht, wo ich so recht anfangen soll, denn ich bin gleichermaßen aufgeregt und nervös, euch endlich davon erzählen zu können. Ich wollte unbedingt warten, bis ich die erste Version fertig habe und wenn auch nur, um behaupten zu können, ich habe endlich(!) einen Roman geschrieben. Zumindest den ersten Draft, also eine erste Version der Geschichte. Daran werde ich natürlich noch viel feilen müssen, ganz getreu nach dem Motto von Ernest Hemingway:
“The first draft of anything is shit.”
”Der erste Entwurf von allem ist scheiße.”
Ganz so schlimm ist es hoffentlich nicht. Mal sehen was die ersten Testleser sagen werden, aber dazu später mehr.
Persönlich bin ich glücklich und zufrieden mit mir selbst. Denn ich habe ein Buch geschrieben.
Es tut gut, das voller Überzeugung sagen zu können. Doch jetzt stelle ich euch den Roman erst einmal näher vor.
Der Wald der Padan ist ein Fantasy-Abenteuer mit ca. 114 000 Wörtern. Der Roman spielt ausschließlich im titelgebenden Wald, in dem es vor Gefahren, Überresten vergangener Zivilisationen und magischen Wesen nur so wimmelt. Ich habe mich mal an einer Art Klappentext versucht, um euch eine spoilerfreie Idee der Geschichte zu geben:
Nach einer Tragödie bei seiner Abschlussprüfung verliert Dannac die Fähigkeit, seine Magie zu nutzen. Er bricht auf, um seine verschollene Mutter zu suchen und betritt den gefährlichen, von Dämonen bewohnten Wald der Padan. Er stellt schnell fest, dass seinem Volk eine große Gefahr droht und zu allem Überfluss ist der uralte Schutzgott seines Dorfes verschwunden.
Na, Interesse geweckt?
Ich hoffe doch, denn mir hat das Schreiben sehr viel Spaß gemacht. Manche Ideen gefallen mir soooo gut und ich bin furchtbar gespannt auf die Reaktionen von Freunden und Bekannten auf diese oder jene Szene.
Doch woher kamen meine Ideen und Inspirationen für die Geschichte?
Der beste Animationsfilm aller Zeiten
Die erste Idee für einige wichtige Elemente der Geschichte hatte ich 2021, als ich zum x-ten Mal in meinem Leben meinen absoluten Lieblingsanimationsfilm gesehen habe. Prinzessin Mononoke von Hayao Miyazaki.
Ich kann kaum in Worte fassen wie sehr ich diesen Film liebe (ein bisschen doof, wenn man sich selbst Autor schimpft). Dieser Film gibt mir einfach alles. Eine packende Geschichte, spannende und glaubwürdige Charaktere, sie liefert wichtige Wertevorstellungen und stellt die richtigen Fragen, zeigt wunderschöne Animationen und Bilder und hat einen fantastischen Soundtrack.
Ganz große Empfehlung meinerseits für jeden. Trotz seiner fast dreißig Jahre ist der Film alles andere als schlecht gealtert und spricht Themen an, die so aktuell sind wie nie.
Meine Lieblingsszenen spielen sich alle im Wald ab. Miyazaki nutzt den Wald als Analogie für die gesamte Natur und dessen Zerstörung durch den Menschen als Sinnbild für die Menschheit, die sich die Natur untertan macht und ausbeutet. Die Verkörperung der Natur im Film wird in Form des “Gott des Waldes” dargestellt und die erste Aktion der Menschheit bei ihrer ersten Begegnung ist, ihm den Kopf von den Schultern zu schießen. Ziemlich akkurate Darstellung des Umgangs der Menschen mit ihrem Planeten, würde ich sagen.
Jedenfalls machte es beim Anblick des magischen, mysteriösen Waldes Klick bei mir und ich hatte eine super Idee für das Setting einer Fantasy-Geschichte. Bis ich mich 2022 entschloss, aus dieser Idee einen Roman zu schreiben, entwickelte sich ein grober Handlungsstrang. Diese Grundlage gewann neue Facetten hinzu und verlor einige ursprüngliche Gedanken. Der Kampf zwischen Natur und Mensch ist ein wenig in den Hintergrund gerückt, die persönlichen Konflikte des Hauptcharakters sind dafür stärker ausgeprägt.
Mir war von Anfang an klar, dass ich eine Abenteuergeschichte erzählen wollte. Ein Charakter, der in einer gut behüteten Umgebung aufwächst, diese verlassen muss und auf seiner Suche nach der Lösung seines Problems eine neue, spannende Welt erlebt, die ihn verändert. Mein Fokus lag mehr auf einem klassischen Abenteuerroman, also dem bekannten Prinzip der Helden-Reise als dem Gegenüberstellen von Wertevorstellungen wie Miyazaki es getan hat.
Zwei Jahre im Schneckentempo
2022 habe ich das erste Halbjahr hauptsächlich mit dem Plotten verbracht. Mir fehlte jegliche Struktur, wie ich die Sache angehen sollte. Meine vorherigen Roman-Ansätze hatte ich auch geplottet, aber jedes Mal mit einer anderen Methode, da ich die richtige für mich noch nicht gefunden hatte. Auch Schreibroutine fehlte mir anfangs völlig. Seit Herbst 2021 bin ich kein Student mehr und wohne auch nicht mehr in einer WG, sondern mit meiner Partnerin zusammen, d.h. mein Alltag hatte sich drastisch geändert. Kurzgeschichten schreiben konnte ich noch immer, denn diese erledigte ich meistens in zwei bis vier Schreibsessions, die ich irgendwie, meist spontan, in meinen Alltag integrierte. Um einen Roman zu schreiben, war das völlig ungeeignet.
Meine erste Hoffnung war der NaNoWriMo. Der National Novel Writing Month (“Nationaler Roman-Schreib-Monat”), ein mittlerweile 25 Jahre altes Projekt, das Autoren helfen soll, Romane zu schreiben. Kurz umrissen, jedes Jahr im November setzt man sich das Ziel 50.000 Wörter in 30 Tagen zu schreiben. Das ist äußerst ambitioniert und kein leicht zu erreichendes Ziel, aber es geht beim NaNowriMo auch nicht ums gewinnen. Es dreht sich alles ums Mitmachen. Es geht um die Motivation, die Aufbruchsstimmung, das Gemeinsame “Wir packen es an!”
Ich wollte mich davon mitreißen lassen, schaufelte mir einige Abendstunden vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember frei, um möglichst viele Schreibsessions unterzubekommen und (wenn schon nicht in 30 Tagen) zumindest in 90 Tagen die 50.000 zu knacken.
Am 10. Dezember brach ich ab. Mit gerade mal 29.000 geschriebenen Wörtern.
Im Nachhinein bin ich überrascht, dass ich überhaupt so lange durchgehalten habe. Eigentlich war mir eine Sache schon sehr früh klar geworden. Ich bin kein Binge-writer, der sich für abends für vier Stunden hinsetzt und mehrere tausend Wörter in Rekordzeit aus sich herausfließen lässt. Ich bin nicht der Typ Mensch, der reinen Text komplett herunterschreibt und sich danach erst Gedanken macht, ob Satzbau, Grammatik oder Rechtschreibung passen. Inhaltliche Fehler oder Änderungen kann ich gut ignorieren, bis die Geschichte oder das Kapitel fertig sind, aber formelle Fehler ziehen meine Aufmerksamkeit an wie Licht eine Motte.
2023 brauchte ich etliche Monate, bis ich mich dazu bringen konnte, weiter an Der Wald der Padan zu arbeiten. Ich schrieb meine jährlichen Kurzgeschichten (dazu mehr im nächsten Newsletter!), überarbeitete nochmal dieses oder jenes Detail in meinem Outline und konnte mich im Sommer dann wieder mit neuem Elan an den Roman setzen. Aus Mangel an Alternativen arbeitete ich bis zum Wintereinbruch sehr unregelmäßig und in unterschiedlich langen Sessions daran. Der Fortschritt war schleppend, aber ich kam irgendwie voran, der erste Akt näherte sich dem Ende und das hielt mich irgendwie bei der Stange.
Trotzdem wurde ich immer unzufriedener. Mein persönliches Ziel war es, ein fertiges Manuskript noch vor Ende meiner Promotion zu haben. Und in diesem Tempo war ich weit davon entfernt und das frustrierte mich mehr und mehr.
Die neue Routine
Zu meinem Glück habe ich zu dieser Zeit das Buch “Deep Work” von Cal Newport gelesen. Um den Rahmen dieses Newsletters nicht zu sprengen, gehe ich jetzt nicht detailliert darauf ein, wie dieses Buch meinen Alltag sowohl privat als auch beruflich veränderte. Das Thema hebe ich mir für eine zukünftigen Newsletter auf.
Von Januar 2024 an setzte ich mich an jedem Werktag vor der Arbeit dreißig bis fünfundvierzig Minuten an das Manuskript mit dem klaren Ziel eine festgelegte Wörteranzahl zu schreiben. Das klingt sehr simpel, und wenn diese Routine einmal funktioniert, ist es das auch, aber manche Menschen brauchen diese klare Struktur, diese festen Rituale, um konstant an etwas arbeiten zu können. Und ich bin einer von diesen Menschen. Diese morgendliche Schreibroutine von mindestens 350 Wörtern am Tag funktioniert perfekt für mich, ich schreibe inzwischen nicht nur den Roman so, sondern auch Kurzgeschichten und neuerdings auch am Newsletter (während ich diesen Satz schreibe ist es kurz nach 7).
2024 schrieb sich der Roman wie von selbst. Ich schaffte es nicht, in allen zwölf Monaten gleichermaßen produktiv zu sein, im Sommer setzte ich aufgrund von Urlaubsreisen und anderen Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände für fast zwei Monate aus und im Winter letzten Jahres hatte ich eine schwere Verletzung mit folgender Operation, die mich ebenfalls mehr als einen Monat gekostet hatte. Und trotzdem habe ich zwei Drittel von Der Wald der Padan in nur einem Jahr geschrieben! Die letzten zwei Kapitel schob ich jetzt im Januar hinterher und beendete eine langwierige dreijährige Reise.
Was ist geplant für 2025?
Wie anfangs erwähnt, ist so ein Roman natürlich nicht mit dem ersten Manuskript druckreif. Während dem Schreiben sammle ich viele Notizen. Ich habe ein ellenlanges Notion-Workbook, in welchem ich jede Art von Idee oder Anmerkung vom kleinsten Detail bis hin zu großen Änderungen im Aufbau eines Kapitels gesammelt habe. Und nun, da ich das Manuskript fertig habe, kann ich mich dieser Liste an Notizen widmen. Bei vielem handelt es sich nur um Kleinigkeiten, die die Kontinuität von Handlungssträngen wahren oder Details besser hervorheben sollen, die später im Verlauf der Geschichte wichtig werden. Doch einige Notizen betreffen größere Änderung, die ganze Szenen umschreiben. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung wie viel Arbeit auf mich wartet und wie lange ich dafür brauchen werde. Im besten Fall bin ich im Sommer damit durch und habe dann eine zweite, überarbeitete Version, die ich einigen ausgewählten Testlesern geben kann, aber vielleicht besteht 2025 nur aus dem Herumwerkeln an Draft Nummer Zwei. Mein Traum wäre es, einen dritten Draft mit dem Feedback von erste Testlesern bis Ende des Jahres fertig zu haben. Denn dann kann ich ernsthaft anfangen, mir über eine potenzielle Veröffentlichung Gedanken zu machen. (Vorausgesetzt die Testleser verreißen die Geschichte nicht komplett und schicken mich zurück an den Schreibtisch 😅)
Doch im Februar habe ich erst einmal etwas anderes geplant. Ich werde das Manuskript nicht anrühren. Abstand gewinnen, meinen Kopf mit etwas ganz anderem beschäftigen. Mit ein bisschen Pause bekomme ich einen neuen, reiferen Blick auf die Geschichte. Ich freue mich darauf. Ich plane, mich mit Updates zum Roman wieder zur Osterzeit zu melden. Ihr dürft gespannt bleiben.
Und jetzt?
Im Februar werde ich nicht untätig bleiben. Ich schreibe stattdessen Kurzgeschichten, Newsletter und (wenn ich die Zeit finde) plotte ich eine Novelle, die mir seit einiger Zeit im Kopf herumspukt. Zu den Kurzgeschichten erzähle ich, wie oben versprochen, beim nächsten Mal mehr.
Es ist so befreiend, sich diese Odyssee vom ersten Manuskript von der Seele zu schreiben. Ich habe so viel gelernt dabei, bin als Autor gewachsen und habe eine effektive Schreibroutine gefunden. Das allein war es wert, egal was aus dem Manuskript noch wird. Denn eine Sache habe ich über mich selbst herausgefunden und das war die wichtigste Erkenntnis der letzten Jahre: Ich kann das! Ich habe es einmal geschafft, ich kann es auch ein zweites Mal schaffen.
Danke fürs Lesen und bis bald!
Marcel
Coolio, herzlichen Glückwunsch! 🥰
Ich bin auch immer wieder fasziniert, wie sich Schreibroutinen durch das Leben verändern. Was früher geklappt hat, passt heute gar nicht mehr, und womit ich früher haderte, fällt mir heute leicht. Und wenn ich beruflich viel schreibe, wird das privat sowieso nichts 😅 wie ist das bei dir?
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für deinen Roman auf seiner weiteren Reise!
Ich bin auch ein Morgenschreiber, allerdings ohne vorbestimmtes Wortziel, das blockiert mich völlig. Letztes Jahr hatte ich es mit 500 Wörtern/Tag probiert, das aber wieder aufgegeben. 😅 Bei mir hat es auch eine Weile gedauert, ehe ich zu einer passenden Routine gefunden hatte.