Inspiration - Woher soll sie kommen?
Eine kleine Sammlung meiner gängigsten Inspirationsquellen
Hallo Welt,
Ideen und Inspirationen kommen aus den ungewöhnlichsten Quellen. Diese Quellen sind sehr individuell und jeder Mensch hat seine eigenen Mittel und Wege, sie anzuzapfen. Manche Menschen müssen sich erst eine bestimmte Atmosphäre erschaffen, um ihre kreative Seite aufleben zu lassen, andere gehen offen durch die Welt und saugen Eindrücke aus ihrem Alltag auf wie ein Schwamm.
Auch Ideen entstehen mit unterschiedlichster Intensität. Manche schießen einem wie der bekannte Gedankenblitz in den Kopf, andere sind unförmige Klumpen Ton, die erst bearbeitet und geformt werden müssen.
Aber egal ob jemand ein mood writer ist oder aus dem alltäglichen Arbeitsweg kreative Energie schöpft, egal ob jemand fertige Ideen im Kopf hat oder die Rohmasse von Gedanken erst sortieren und einordnen muss, jeder Mensch kann kreativ sein. Davon bin ich überzeugt.
Was allerdings nicht jeder Mensch kann, ist diese inspirierenden Ideen finden oder bemerken.
Sind wir als Menschheit generell weniger kreativ geworden oder kommt mir das nur so vor? Wenn ja, liegt das am Internet und Social Media, die unsere Aufmerksamkeit auf eine Art und Weise in den Bann ziehen, wie nichts anderes zuvor?
Ich weiß es nicht.
Ich selbst hatte noch nie Probleme mit der Ideenfindung.
Im Gegenteil, ich habe viel zu viele Ideen, besonders wenn es ums Schreiben geht. Jetzt, während ich diesen Newsletter schreibe, habe ich eine Liste von 28 (!) potenziellen Ideen für Romane oder Novellen. Diese sind unterschiedlich stark ausgearbeitet, angefangen von wenigen Sätzen, die den Grundplot zusammenfassen, bis hin zu fast fertigen Outlines und seitenlangen Notizen. Mir ist bewusst, dass ich niemals alle dieser Ideen verwirklichen werde (außer vielleicht, ich werde mal ein sehr fleißiger hauptberuflicher Autor, aber das ist in naher Zukunft nicht abzusehen).
Worauf ich damit hinaus will:
Ideen für gute Geschichten gibt es überall, sie müssen nur gefunden werden. Heute stelle ich euch einige meiner Inspirationsquellen vor. Vieles wird bereits kreative Menschen nicht überraschen, aber vielleicht motiviert dieser Beitrag den oder die andere mal wieder, sich einem neuen oder fast vergessenen Quell der Kreativität zuzuwenden.
Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an:
Bücher
Wer schreiben will muss lesen.
Ein Tipp, der so alt ist wie das Schreiben selbst und er wird auch niemals außer Mode kommen. Und nicht nur kreative Schreiberlinge sollten sich ab und an mal ein gutes Buch zur Hand nehmen, Inspiration ist keine mediale Einbahnstraße. Wer sagt denn, dass nicht auch Maler, Designer, Schauspieler, Regisseure, Dichter, Architekten, Schneider, Friseure, Raumausstatter und Fotografen* von einer guten Geschichte inspiriert werden können?
Schnappt euch ein Buch und fangt an zu lesen. Es muss nicht viel sein, oder ein besonders anspruchsvolles Buch. Setzt euch hin, nehmt euch die Auszeit und lasst eine Geschichte vor euren inneren Augen abspielen. Im schlechtesten Fall seid ihr für eine kurze Zeit einfach nur gut unterhalten worden.
* Zur besseren Lesbarkeit habe ich hier jeweils nur die männliche Form benutzt. Natürlich sind Menschen aller Geschlechter gemeint.
Filme, Serien & Videospiele
Filme sind wie komprimierte Bücher, wenn es um Inspiration geht. Sie können in viel weniger Zeit konsumierbar sein, währenddessen aber deutlich mehr Eindrücke liefern. Ähnlich wie in Serien und vielen Videospielen wird in Filmen die eigene Vorstellungskraft beim Lesen eines Buches stückweise ersetzt durch vorgegebene Bilder und Geräusche. Das hört sich erst einmal nach einer deutlich schlechteren Inspiration als ein Buch an, doch das muss nicht sein. Manchmal ist es eine spannende Szene, die einen Gedankenblitz verursacht, oder eine Kameraeinstellung, die ein spezielles Gefühl hervorruft, aus dem dann eine neue Idee wächst.
Bei mir persönlich sind es in letzter Zeit besonders zwei Sachen, auf die ich beim Schauen oder Spielen vermehrt achte. Der Aufbau der Geschichte, also der Plot, und die Darstellung von Charakteren. Filme und viele Serien haben oft einen ähnlichen Plot wie Bücher, aber durch das starke Zusammenfassen in zwei Stunden ist dieser einfacher zu erkennen, die einzelnen wichtigen Plotpunkte stechen deutlicher heraus. Und interessante Charaktere nicht nur vor dem inneren Auge, sondern auch mal dargestellt oder animiert zu sehen, hilft mir, meine eigenen Charaktere besser und realistischer zu beschreiben und handeln zu lassen.
Spaziergänge & körperliche Arbeit
Die perfekte Möglichkeit, um den Gedanken freien Lauf zu lassen.
Ein entspannter Spaziergang oder stumpfe, körperliche Arbeit, die mich mental nicht fordert, sind wunderbare Aktivitäten, um über Schreibblockaden oder ähnliche kreative Baustellen hinwegzukommen. Unterbewusst arbeitet der Kopf weiter an Dingen, die mich beschäftigen. Sich abzulenken ist das Beste, was ich tun kann, wenn ich mich irgendwo festgebissen habe. Oft merke ich auch, wie mein Kopf dann von selbst zu diesem Problem wandert und es versucht zu lösen.
Gerade Spaziergänge an fremden Orten können auch wunderbare Inspirationsquellen für Neues sein. Von der atemberaubenden Aussicht bis hin zu der kleinsten Blume am Straßenrand. Nur wer sich auf die Welt um sich herum einlässt, kann sich von ihr inspirieren lassen.
Videos & Dokumentationen
Ich mag Dokumentationen. Regelmäßig schaue ich kürzere Beiträge, ab und an mal längere zu den unterschiedlichsten Themen. Nicht nur von öffentlich-rechtlichen Sendern (wobei ARTE noch immer mein Favorit ist), sondern auch Youtube-Kanäle aus aller Welt. Eigentlich mache ich das hauptsächlich zur eigenen Bildung, doch nicht selten kommen mir bei dabei Ideen zu Plots und Charakteren oder einfach nur interessante Details, die ich gerne verarbeiten würde.
Diese Inspirationsquelle kann ich jedem nur empfehlen. Gleichzeitig etwas lernen und kreativ unterstützt werden. Absolute Win-Win-Situation.
Nachrichten
Zugegebenermaßen, das ist eine ungewöhnliche Inspirationsquelle. Doch mit Nachrichten meine ich nicht nur die Eilmeldungen, die uns mit möglichst großem Schockfaktor aufs Handy gespült werden, sondern hauptsächlich den ganzen Rest. Also kleine Beiträge über Dinge, die nicht gerade im medialen Fokus stehen, Good News (dafür gibt es sogar eigene Apps) und natürlich Lokalnachrichten. Ein Beispiel:
Bei uns in der Gegend gibt es gerade eine große Diskussion, weil ein Unternehmen ein Bergwerk plant, bei dem Naturgips abgebaut werden soll. Doch das Bergwerk soll in einem geplanten Naturschutzgebiet liegen und könnte potenziell das Trinkwasser von mehreren zehntausend Menschen gefährden. Und obwohl ein Bürgerentscheid gegen das Bergwerk ausfiel, werden jetzt mutmaßlich die Pläne für das Naturschutzgebiet von gewissen Akteuren in Zweifel gezogen (Kapitalismus in Reinform). Wenn das mal nicht ein spannendes Setting für einen Heimatkrimi ist. Fehlt nur noch ein mysteriöser Todesfall 😅
Mein Tipp: Ab und an mal regionale Nachrichten lesen. Ihr bleibt informiert, lernt vielleicht etwas über eure Heimat und tut Gutes für eure Kreativität.
Träume
Für viele Menschen sind Träume sehr wichtig. Viele nutzen sie zur Inspiration, indem sie mithilfe eines Traumtagebuchs gleich nach dem Aufwachen alles niederschreiben, woran sie sich noch erinnern können.
Ich bin keiner dieser Menschen, denn ich träume sehr selten und kann mich so gut wie nie an irgendetwas nach dem Aufstehen erinnern. Die Träume in meinem Leben an die ich mich erinnern kann, lassen sich an einer Hand abzählen. Das macht diese für mich umso wertvoller, weil diese sich wie Erinnerungen fest in meinem Kopf verankert haben.
Von einer Kuriosität muss ich berichten: Einer dieser wenigen Träume, an den ich mich auch nach etlichen Jahren noch gut erinnern kann, hatte ich ein zweites Mal. Derselbe Ablauf der “Handlung”, dieselben Dinge sind passiert ABER beim zweiten Mal wusste ich was geschehen wird, habe dementsprechend reagiert und den Verlauf des Traumes verändert. Dadurch habe ich zum Beispiel im Traum verhindert, dass ein Freund sich schwer verletzt und ein Rätsel deutlich schneller gelöst.
Ein wirklich seltsames Erlebnis, an das ich heute noch manchmal denke. Und eigentlich eine gute Storyidee… 🤔
Gespräche führen/hören
Jeder Mensch hat Dinge zu erzählen. Damit meine ich nur den Inhalt seiner Worte, der kann von belanglos bis inspirierend reichen, sondern die Art und Weise wie er redet. Die Sprechweise, die Geschwindigkeit, der genutzte Wortschatz, die Emotionen hinter den Wörtern, der Akzent oder Dialekt, all das spielt in die Kommunikation eines Menschen mit hinein. Und ein Gespräch ist selten ein Monolog. Es treffen mindestens zwei unterschiedliche Kombinationen der genannten Faktoren aufeinander. Der Dialog selbst ist auch ein wichtiger Faktor. Ein Gespräch hat einen gewissen Rhythmus, einen Flow, der wiederum abhängt vom Inhalt und den Emotionen der Kommunizierenden.
Wir nehmen all das unterbewusst war und reagieren darauf in Gesprächen, doch so ein realistisches Gespräch abzubilden ist nicht einfach. Ein authentischer Dialog kann für Autoren sehr schwierig sein. Tatsächlich sehe ich meine eigenen geschriebenen Dialoge als eine meiner größten Schwachstellen an und hadere besonders in meinem Roman oft mit Gesprächen.
Ein guter Tipp, um bessere Dialoge zu schreiben, soll sein, Gesprächen zuzuhören und weniger auf den Inhalt sondern den Aufbau des Gespräches zu achten. Wie stehen die Kommunizierenden zueinander, reden sie gleich viel oder unterbrechen sie sich oft? Welche Emotionen höre ich heraus und woran erkenne ich das? Ein authentischer Dialog macht eine ganze Szene so viel besser. In einem zukünftigen Newsletter werde ich einmal eine kleine Übung dazu vorstellen.
Neues ausprobieren
Es kann so einfach sein. Probiert etwas Neues aus, traut euch! Raus aus der eigenen Komfortzone, rein ins Unbekannte. Inspiration braucht keinen Jochen-Schweizer Erlebnis-Trip. Fangt klein an.
Ihr lauft immer den gleichen Weg zur Arbeit/Einkaufen/Sport? Nehmt mal eine andere Straße oder macht einen kleinen Umweg. Ihr bestellt im Restaurant immer eins der gleichen drei Gerichte? Probiert was Neues aus.
Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich eine Idee hatte, nur weil ich etwas Neues getan hab oder an einem Ort war, den ich vorher noch nie besucht hatte.
Neue, unbekannte Dinge sind immer spannend. Sie rufen starke Emotionen hervor, ob gut oder schlecht, das Erlebnis bleibt im Kopf. Ihr lernt Dinge über euch selbst, erfahrt mehr über die Welt und sammelt frische Eindrücke, die quasi der Nährboden für Kreativität sind.
Ganz stumpf heruntergebrochen:
Geht raus und lebt euer Leben. Das ist noch immer der beste Weg, sich inspirieren zu lassen.
Danke fürs Lesen und bis bald!
Marcel
Titelbild: © Unsplash by Nick Fewings